Die meisten geplanten Autobahn- und Bundesstraßenprojekte sind nach neuen Erkenntnissen vollkommen überteuert und nicht mehr volkswirtschaftlich darstellbar. Dies gilt selbst bei Verwendung der aktuell genutzten und kritisierten Berechnungsmethoden. Die Studie von Greenpeace und Transport & Environment legt den Finger sehr deutlich in diese Wunde. Die Projekte rechnen sich nicht mehr, selbst wenn man nur die Kosten aktualisiert. Eine ehrliche und klare Bilanz des Straßenausbauplans ist daher angesagt. In der Folge sind mindestens die Projekte zu streichen, die sich nicht mehr rechnen.
Das bundesdeutsche Straßennetz ist schon heute eines der dichtesten der Welt. Neue Straßen zu bauen, braucht daher eine sehr gute Begründung. Die behauptete Wirtschaftlichkeit ist die Geschäftsgrundlage der aktuellen Straßenbauplanung. Die Berechnungsgrundlagen für die Wirtschaftlichkeit der Straßenbauplanung sind seit Jahren in der Kritik. Diese Kritik teilen wir. Stets wurde mit aller Kraft und Kreativität die Wirtschaftlichkeit von neuen Straßen massiv geschönt. Wenn selbst bei Anwendung dieser Berechnungsmethoden der Straßenbaufanatiker ein klarer Planungsstopp für hunderte Projekte das Ergebnis ist, muss hier endlich aufgeräumt und sinnlose Projekte abgeräumt werden.
Festzuhalten ist: Die Baukosten sind steil in die Höhe gegangen. Der Straßenbau zerstört die Umwelt und befeuert die Klimakrise. Hunderte Straßenbauprojekte werden während Planung und Bau zum Kostendesaster im BER-Stil. Diese Milliarden brauchen wir jedoch an vielen anderen Stellen, gerade für den Erhalt der bestehenden Straßen und Schienen.
Der kalte Entzug aus der Betonsucht ist überfällig. Das blinde ,Weiter so' beim Fernstraßenbau muss sein Ende finden. Der Plan, welche Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland gebaut und ausgebaut werden sollen, besteht zu großen Teilen aus vollkommen veralteten Vorstellungen von Mobilität und zu weiteren Teilen aus persönlichen Wunschprojekten von Politikern aus längst vergangenen Jahrzehnten. Wir müssen anfangen, politisch zu gestalten und zu entscheiden, wie Mobilität in Deutschland in Zukunft aussehen soll, anstatt immer mehr Geld in Beton zu begraben.
Hintergrund: Studie „Schwere Kost“ von Greenpeace und Transport & Environment