Interessant sind Blicke in die Statistik ja immer - gerade auch, um Bilanz zu ziehen, in Sachen Antriebswende, und auch mit einem kleinen Blick Richtung Verkehrswende.
In medias res - wie viele sind es denn?
Ende letzten Jahres verzeichnete Berlin-Pankow mit fast 112.000 privaten PKWs den zweitgrößten Bestand in der Hauptstadt. Lediglich Steglitz-Zehlendorf legt noch eine Schippe drauf (ca. 115.000), Platz 3 belegt Tempelhof-Schöneberg mit knapp 104.000 Autos. Danach wird es „nur noch“ sechsstellig.
Und was fährt da so? Die Antriebswende kommt in die Gänge.
94,3% der in Pankow angemeldeten privaten PKWs waren Ende 2022 Diesel und Benziner. Knapp 4.800: Hybrid- oder Plug-in-Hybrid (4,3%) - und 1.407 Elektroautos (1,26%).
Das klingt zunächst einmal extrem wenig und produziert das weinende Auge. Aber ist da Bewegung drin? Ja…da bewegt sich was: In 2015 waren es noch ausschließlich Verbrenner, die über Pankows Straßen rollten (99,2%). 674 Fahrzeuge verfügten damals über alternative Antriebsformen. Verglichen mit den ca. 6.200 Fahrzeugen in 2022 hat sich deren Anzahl also annährend verzehnfacht!
Das (so halb) lachende Auge kommt mit Blick auf die Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Insbesondere in den letzten Jahren ist deren Anzahl regelrecht explodiert. In 2015 waren exotische 25 Wagen rein elektrisch in Pankow unterwegs. 2019 schon 217. 1.407 waren es Ende Dezember -> Faktor 56.
Sind es eigentlich mehr Autos geworden?
Hoffnungsvoll - so halb - stimmt auch die Entwicklung, wenn sich der Blick auf die letzten beiden Jahre richtet. Seit 2015 ist der Bestand an privaten PKW zwar kontinuierlich angewachsen. In Pankow um 2,4% bis 2021. 113.499 Fahrzeuge - das war der Peak im Bezirk. Jedoch: Allein im letzten Jahr wurden in unserem Bezirk mit 1.585 Autos berlinweit die meisten PKW abgemeldet. Minus 1,4%. Anteilsmäßig lagen Friedrichshain-Kreuzberg (-2,27%) und Lichtenberg (-1,59%) vorn. In absoluten Zahlen holt Pankow den Pokal.
Über die gesamte Zeitreihe, d. h. von 2015 bis 2022, geblickt, hat Pankow mit 1.087 privaten PKW den zweitgeringsten Zuwachs im Vergleich der Berliner Bezirke. Nur Charlottenburg-Wilmersdorf hat weniger. Spitzenreiterin ist derweil Spandau mit 8,39% (+6.456). Für Pankow als einwohnerstärkstem Bezirk mitsamt massivem Bevölkerungswachstum ist das schon hervorhebenswürdig.
Fazit?
Das Auge lacht aber eben nur mit angezogener Handbremse: Der gesunkene (relative) Motorisierungsgrad ist nicht zuletzt dem starken Bevölkerungswachstum geschuldet. 30.792 Menschen mehr wohnten Ende letzten Jahres in Berlin-Pankow (+7,3% seit 2015). Der absolute Anstieg der Anzahl privater PKW verschärft die Flächenkonflikte, auch wenn es bei der Bevölkerungsexplosion hätte schlimmer kommen können. Gut ist: Der Verbrenner ist auf dem Rückzug. Wenn auch schleichend: Die Antriebswende scheint anzurollen. Die Verkehrswende muss weiter angeschoben werden.
Alle Zahlen als Tabellen: